Küsterhaus
Das Küsterhaus war anfangs gedacht als Unterkunft des Küsters.
Der Küster bereitete die Gottesdienste vor bzw. nach, leistete Dienste in der Liturgie und betreute die Sakristei.
Zu den Aufgaben gehörten u.a. das Öffnen und Schließen der Kirche. Das Anzünden der Kerzen, das Stecken der Liedtafeln, das Läuten der Glocken sowie die Vorbereitung der liturgischen Gefäße und Geräte sowie der liturgischen Bücher, die Sorge für den Kirchenschmuck und die lithurgischen Gewänder, örtlich verschieden auch die Einteilung der Ministranten. In Kirchen ohne Orgel stimmten sie die Psalmgesänge an und wirkten als Vorsänger der Gemeinde (Praecentor), bei Vorhandensein von Orgeln spielten und pflegten sie diese. Sie übten in aller Regel die Tätigkeit des Dorflehrers aus, brachten den Kindern das Alphabet, das Rechnen und kirchliches Wissen bei.
Küster übernehmen zudem oft auch Hausmeisterdienste für Kirche, Gemeindehaus, Pfarrhof und andere Einrichtungen, die zur Pfarrei gehören. Auch Kombinationen mit der Aufgabe des Organisten und des Chorleiters kommen vor, ebenfalls der Dienst an mehreren benachbarten Kirchen, um für hauptberuflich tätige Küster und Sakristane ein auskömmliches Einkommen zu erzielen. Der Beruf erfordert regelmäßig Präsenz zu außergewöhnlichen Zeiten, an Wochenenden und Feiertagen. Für eine hauptamtliche Anstellung ist eine vielseitige Ausbildung erforderlich, die liturgische, spirituelle und kirchenorganisatorische Themen genauso umfasst wie praktisch-handwerkliche Themen.
Das Bild des Küsters ist historisch einem Wandel und einer Anpassung an die örtlichen Gegebenheiten unterworfen.
Für das Leben des Küsters musste dieser neben seinem dörflichen Salär und den Gaben der gläubigen Dorfbewohner selber sorgen. Deshalb war er im Zweit- und Drittberuf Bauer und auch Handwerker, zwar kein Spezialist aber ein begnadeter Alleskönner. Das Küsterhaus lag in Kirchennähe, hatte neben einem Wohnraum, einen Schulraum und Wirtschaftsräume zum Halten von Vieh und Lagern von Heu und Futter.
Solch ein Küsterhaus sollten wir durch Zufall nach der Jahrtausendwende kennenlernen und es sollte unser Leben für Jahre prägen.
Es war Anfang Dezember 2006 und wieder einmal ein Schachturnier auf dem Mansfelder Schloß angesagt.
Es ist immer wieder ein Highlight unter den Turnieren. Es wird in den historischen Gemäuern dieses Schlosses hoch über der Stadt Mansfeld gespielt. Hinter ein Meter dicken Sandsteinmauern, in hohen Gemächern mit altertümlichen Möbeln, Bleiglasfenstern ging das Turnier von Freitag- Sonntag.
Dabei fiel mir ein kleiner Zettel ins Auge: Küsterhaus in Vatterode für 1 Euro zu verkaufen! Ein farbiges Bild sonst nichts.
Das regte mein Interesse an und zwischen zwei Spielen fuhr ich nach Vatterode und fand das Küsterhaus. Es war überwältigend. Die Sonne schien auf ein altes, ziemlich von den Jahren mitgenommenes Gebäude, daneben eine Scheune, direkt gegenüber die Kirche. Blick über den Ort und das Mansfelder Land. Die Uhrglocke läutete einigemale etwas kläglich, einige Obstbäume und Tannen standen um die Kirche und das Küsterhaus, bucklige Fußwege führten um das Haus und zur Kirche. Ein Blick durch die Fenster gab nicht viel vom Innenleben frei, nur die dicken Sandsteinmauern.
Der Bauzustand war schlecht, ein hoher Sanierungsstau, wie die Fachleute sich im Gutachten ausdrücken.
Das war der Zustand im Jahre 2006.
Bilder aus früheren Jahren. Zur Verfügung gestellt von Dr. Ekkehard Nöring, Leipzig
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Unsere Vision war:
Eine Wohnung im Dachgeschoss und eine kleine Wohnung mit Küche und Bad im Erdgeschoss zu schaffen.
Diese Arbeiten erstreckten sich unter großer Anteilnahme vieler Dorfbewohner vom Jahre 2007 bis zum Jahre 2011.
In diesen über 5 Jahren wurde Innen alles neu geschaffen.
Im Frühjahr 2007 wurde mit der neuen Eindeckung des maroden Daches begonnen.